2024
Das Seelenplätzle: Ein Ort für Menschen, die trauern und einsam sind
Gaby Fischer war viele Jahre lang Stadtführerin in Ulm, später auch
Trauerrednerin. Jetzt hat sie in Pfaffenhofen das „Seelenplätzle“ geschaffen.
Eine Jurte, das traditionelle Zelt der Nomaden in Zentralasien, gibt es hierzulande selten und
sie ist ein besonderer Ort. Gerade richtig für Gaby Fischer, um in einer solchen, auf dem
herrlichen Gelände der Manufaktur in Pfaffenhofen gelegen, ihr „Seelenplätzle“ einzurichten.
Ein Platz für alle, die einen Ort brauchen, der ihrer Seele rundum guttut. In dieser hellen, eher
spartanisch, aber urgemütlich eingerichteten Jurte ist dies möglich. Auch weil Gaby Fischer,
die früher 20 Jahre lang Stadtführerin in Ulm war und sich dann verschiedenen neuen
Aufgaben gewidmet hat, es versteht, den Besuchern und Besucherinnen einfühlsam
Aufmerksamkeit zu geben.
Das will Gaby Fischer mit dem Seelenplätzle in Pfaffenhofen erreichen
Im Juni hat Gaby Fischer die Idee zum „Seelenplätzle“ gehabt und sie im August ganz schnell
in die Tat umgesetzt. Der richtige Ort war mit der Jurte schnell gefunden, und nun schart sie
jeden Monat einmal alle um sich, die um einen Menschen trauern, die einsam sind oder
einfach neue Gesprächspartner kennenlernen wollen. Gaby Fischer will ihnen vermitteln,
dass das Leben weiter geht und noch Schönes für alle parat hat. „Beim ersten Mal waren
gleich 15 Besucher und Besucherinnen hier“, freut sich Gaby Fischer, die auch seit zehn Jahren
Trauerrednerin und als Waldbadenkursleiterin tätig ist. „Da waren auch relativ junge dabei“,
zeigt sie auf, dass ihr Seelenplätzle nicht nur etwas für alte Leute ist. Sie findet Einrichtungen
wie Trauercafés sehr gut und sinnvoll, möchte aber mit ihrem „Seelenplätzle“ eine Art
Alternative dazu anbieten. „Bei mir sollen sich die Menschen nicht in Trauer ergehen oder nur
über ihre Einsamkeit reden. Ich möchte sie da herausholen.“
Gaby Fischer hat früher einige Erfahrungen gemacht, die nicht so gut waren. „Ich habe zum
Beispiel einige Beerdigungen mit richtig schlechten Reden erlebt“, berichtet sie. Das brachte
sie in der Überzeugung davon, es besser zu können, dazu, Trauerrednerin zu werden, wobei
sie beispielsweise auch bei Hochzeiten die richtigen Worte für das Ehepaar und die Gäste
findet. Gaby Fischer ist rege und findig. Sie will Menschen helfen, und das auf positive, etwas
lockere und zukunftsorientierte Art. „Bei mir ist das eine Art Netzwerktreffen“, sagt sie. „Bei
mir gibt es Vorträge wie zum Beispiel über die heilsame Wirkung von ätherischen Ölen, es
gibt Events und einfach den Austausch im Gespräch. Mein Plan ist, Hilfe zur Selbsthilfe zu
geben.“
Beim Auftakttreffen ist es Gaby Fischer auch mit spielerischen Mitteln angegangen. Zum
Beispiel, indem sie fragte: „In welches Lokal kann ich auch alleine gehen?“ Oder: „Welche
Veranstaltung gibt es in der Nähe, zu der ich gehen kann?“ Aber auch: „Welches Hobby
betreibt Ihr?“ Und schon kam das Gespräch in Gang, weil nicht nur die Leiterin Tipps geben
konnte, sondern auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
„Es geht darum, dass die Menschen, die trauern oder einsam sind, wieder am Leben
teilnehmen“, so die Devise von Gaby Fischer. „Zunächst ist es schon toll, wenn es Leute
schaffen, hierherzukommen“, sieht sie darin schon einen ersten wichtigen Schritt. Die Treffen
in der Jurte sind immer an einem Sonntag von zehn bis zwölf Uhr. „Dann gibt es hier auch
Frühstück. Nach unserem Treffen findet in der Manufaktur Chill & Grill statt“, erzählt
Fischer. Da könnten die, die im „Seelenplätzle“ waren, dabei sein und sich vom geschützten
Raum in der Jurte, ins pralle Leben begeben.
„Ich freue mich über jeden und jede, die das schafft“, sagt Fischer. „Darüber hinaus plane ich,
mit den Besuchern und Besucherinnen raus ins Grüne zu gehen, vielleicht mit einer Radtour
oder zum Waldbaden.“ Ideen habe sie noch einige. „Wer beim ersten Mal hier war, fühlte sich
in der Regel sehr wohl und will wiederkommen. Aber es dürfen noch mehr dabei sein.“ In der
Jurte sei die Atmosphäre völlig entspannt und das tue gut. „Es darf Tränen geben, es darf
gelacht werden“, so Gaby Fischer. „Nach dem ersten Treffen waren alle glücklich, vor allem
ich, weil ich nicht wusste, ob und wie es funktionieren wird. Die Leute sollen nicht in ein
schwarzes Loch schauen, sondern überlegen, was sie jetzt tun können, was vorher nicht
möglich war.“
Im Seelenplätzle darf es Tränen geben, es darf aber auch gelacht werden
Das nächste Treffen im „Seelenplätzle“ ist am kommenden Sonntag, 15. September. Eine
Anmeldung unter kontakt@rederei-fischer.de oder unter Telefon 0152-31098448 ist für Gaby
Fischer aus organisatorischen Gründen wünschenswert.